Schillerhaus
Im Jahre 1717 wurde das Schillerhaus als sogenanntes Wohnstallhaus innerhalb eines typischen kleinbäuerlichen Anwesens als Dreiseithof nach mitteldeutschem Muster gebaut. Es ist gemeinsam mit Scheune und Seitengebäude errichtet worden. Das Seitengebäude, heute Kastellanhaus genannt, war vermutlich ursprünglich ein Stall und wurde später ebenfalls zum Wohnhaus. Die Scheune, die das Gehöft nach dem Garten zu abschloss, wurde im 19. Jahrhundert abgerissen. Friedrich Schiller wohnte ab Anfang Mai Jahres 1785 für einige Monate im damaligen Dorf Gohlis als Sommerfrischler in diesem Bauernhaus.
Das Schillerhaus war zunächst eingeschossig aus Lehm in Wellerbauweise (Stampflehm) errichtet, das Satteldach mit Stroh gedeckt. Nach fränkischer Ordnung war das Gebäude funktionell dreigeteilt: Es gab einen Wohnteil mit großer und kleiner Stube, eine Flurküche und einen Stall. Zur Schaffung von Sommerquartieren im Haus wurde der Stallteil in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in Stube und Kammer (Göschen-Quartier) umgebaut, der östliche Gebäudeteil aufgestockt und ein weiteres Lodges (Schiller-Quartier) eingerichtet, wie frühklassizistischen Ausmalungen belegen. Diese sogenannten „umlaufenden Bänder“ der gartenseitigen Fensterleibung sind im Göschenzimmer nachgewiesen sowie in der Schillerstube freigelegt worden.
Die Eingangsbereich ist zugleich die ehemalige offene Flurküche, die heute durch eine Wand abgeteilt ist. Im 18. Jahrhundert war es vermutlich eine „schwarze Küche“. Die Trennwand zur benachbarten Kammer deutet baukonstruktiv und nach Fassungsbefunden auf eine ursprüngliche Situation hin. Dieser Raum wurde bereits im 18. Jahrhundert als Räucherkammer genutzt. Die heutige Abtrennung zum Flurbereich ist im Zusammenhang mit dem Umbau des Hauses im 19. Jahrhundert zur Gedenkstätte entstanden. Im Jahre 1857 wurde auch ursprünglich über die ganze Breite existierende Herdstelle in das heutige verkürzte Erscheinungsbild gebracht. Im Dachgeschoß ist der Abzug heute noch in seiner vollen Größe zu sehen. Die Weiterführung in der Dachstuhlanlage wurde leider 1988 bei Reparaturarbeiten abgetragen.
Der Einbau der heute verfügbaren Treppenspindel geschah zur gleichen Zeit, um Besuchern des Hauses ein bequemeres Erreichen der Schillerstube zu ermöglichen. Ursprünglich wird sich an dieser Stelle ein Leitertritt (Hühnerstiege) befunden haben. Zur sparsamen Ausstattung der Küche gehörten nur die wichtigsten Gerätschaften, welche am Auflagebalken des Rauchhutes angehängt waren oder wurden um den Herd herum aufgestellt. Die Wände waren mit einem kräftigen Rotton gestrichen, der als typische Küchenfarbe dieser Zeit auch aus vergleichbaren Befunden im Bürgerhausbau bekannt ist.
Betritt man die heute sogenannte Bauernstube befindet man sich im größten Raum. Die ursprüngliche Teilung in große Stube (Aufenthalts- und Speiseraum) und kleine Stube (Privatleben des Bauern) wurde nach 1938 entfernt. Die Decke ist als „Decker und Kriecher“ aus Tannen- und Fichtenholz gezimmert. Ein von der Küche her beheizbarer Ofen (Hinterlader) ist nicht mehr vorhanden. Die in die Wand eingelassenen Vorratsschränke stammen aus dem Erbauungsjahr 1717.
Im Oberschoss angelangt, sieht man den großen Rauchhut. Schaut man nach rechts, sieht man die Schlafkammern der etwa zehnköpfigen Bauernfamilie. In der linken Schlafkammer (heute mit der Ausstellung zu Robert Blum und dem Schillerverein) wurde die freigelegte frühklassizistische Ausmalung der Schillerzeit unter Einbeziehung der großflächigen Befunde rekonstruiert. So wurden die Balken und Decken der Moden des 18.Jahrhunderts nach mit roten Holzlasuren gefasst. Die originalen Befunde sind leider durch die Ablaugung aller Architekturteile aus Holz bei den Reparaturarbeiten 1988 völlig zerstört worden. Die Wände der rechten Schlafkammer war zur selben Zeit nur monochrom grau ausgemalt. In beiden Kammern sind die Oberflächen der Lehmgefache mit Kratzmustern verziert.
Die Schillerstube, durch welche man die kleine Schlafkammer erreicht, war zur Erbauungszeit noch nicht so vorhanden und wurde erst Mitte des 18. Jahrhunderts durch Aufstockung geschaffen. Als denkmalspflegerischer Glücksfall muss die außerordentlich gute Befundsituation der Ausmalung bewertet werden. Teilweise konnten, im Zuge der umfangreichen Restaurierung in den Jahren 1997/98, zwischen 20 und 30 Fassungsschichten analysiert werden. Das Angebot an Sommerquartieren für das städtische Publikum hatte vermutlich die Bauern veranlasst, die Zimmer mit einfachen Mitteln zeitgemäß dekorieren zu lassen. Ein leuchtend blauer Sockel sowie die Türen umrahmende und die Holzdecke begleitende Bänder in derselben Koloristik verzierten den Raum bereits während Schillers Aufenthalt. Leider sind durch Instandsetzung im Jahre 1988 die größten Teile dieser Wandbemalung zerstört wurden.